«Dr schnäuscht Wäg nach Worb» - Fortsetzung
Dr schnäuscht Wäg nach Worb. Mit diesem Klassiker in der Schweizer Kabarettgeschichte erlangte unser blaues Bähnli nationale Beliebtheit. Auch Marcel Dietler freute sich oft darüber. Als er kürzlich nach Gümligen zügelte und seither oft mit dem Blau-roten-Bähnli fährt, kam die Idee zur Fortsetzung des Sketchs:
Ein deutscher Tourist und ein Berner begegnen sich wieder. Ort: Tramhaltestelle Bahnhof.
Tourist: Verzeihung, welches ist der schnellste Weg zum Helvetiaplatz?
Berner: Ja, weyt Dir überhoupt zum Helvetiaplatz?
Tourist: Selbstverständlich, sonst würde ich nicht fragen!
Berner: Es chönnt ja sy, dass Sie nach Worb möchten.
Tourist: Sind Sie ein Prophet? Das ist unglaublich. Ich bin sprachlos!
Berner: Aber so sprachlos syt Dir doch gar nid, Dir redet ja geng no.
Tourist: Ich will damit sagen, dass ich erstaunt bin. Stellen Sie sich vor ...
Berner: René Balmer.
Tourist: Stellen Sie sich vor: Ich will tatsächlich nach Worb! Wie können Sie das wissen? Und warum sagen Sie René Balmer?
Berner: I heissä so.
Tourist: Gut, Herr Balmer, aber warum nennen Sie mir Ihren Namen?
Berner: Wöu Dir gseit heyt: «Stellen Sie sich vor.» U s wär aschtändig, we Dir euch o würdet vorschteue. Nach dryssg Jahr wär’s langsam a dr Zyt.
Tourist: Na schön, Günther Bornmann ist mein Name.
Berner: Fröit mi.
Tourist: Ganz meinerseits, Herr Balmer. Aber warum sagen Sie mir, dass es «nach dryssg Jahr langsam a dr Zyt» wäre?
Berner: He wöu Dir mir vor dryssg Jahr am Helvetiaplatz nach em schnäuschte Wäg nach Warb heyt gfragt.
Tourist: Donnerwetter, das waren Sie? Nach dreissig Jahren! Welch ein Gedächtnis!
Berner: Dir heyt denn mit em Omnibus nach Worb wöue.
Tourist: Und Sie haben mir gesagt, dass kein Omnibus nach Worb fährt, dass ich mit dem blauen Bähnli fahren muss. Und dann haben Sie so lange gequasselt, dass mir das Bähnli vor der Nase weggefahren ist.
Berner: Itz isch’s n Ech o grad wider abgfahre! Gseht Er’s dert?
Tourist: Ja, ich sehe ein blaues Bähnli, aber das kann nicht das Worbbähnli sein; das hat seine Endhaltestelle am Helvetiaplatz.
Berner: Hatte, Herr Bornmann, hatte! Nachhär hett me d Linie bis zum Zytglogge zoge. Dert gseht me geng no ds Schtumpegleis, wöu s nid gnueg Platz het für ne Kehrschleife. Es ist dennzumau hingertsy nach Worb gfahre.
Tourist: Hingertsy?
Berner: Ja, rückwärts. Es isch es Anna-Bähnli.
Tourist: Wieso Anna?
Berner: Weil man Anna von vorne und hinten gleich liest. Ds blaue Bähnli fahrt so geng vorwärts, o we nes hingertsy fahrt.
Tourist: Aber jetzt sind wir doch gar nicht am Zytglogge. Hat man die Linie bis Bahnhof verlängert? Und fährt es jetzt auch hingertsy, weil es hier nicht drehen kann?
Berner: Äs fahrt itz scho syt paar Jahr bis ids Fischermättei. Dort kann es kehren. Früecher hey si dört es Tram gha, es rots Tram. Itz cha me vo Worb diräkt ids Fischermätteli fahre u umgekehrt. Das isch gäbig.
Tourist: Dann haben die Leute im Fischermätteli jetzt ein Bähnli anstatt ein Tram?
Berner: Nei, bis ids Fischermätteli isch das Bähnli es Tram und für nach Worb isch das Tram es Bähnli.
Tourist: Aber ob Tram oder Bähnli, es ist doch für beide dasselbe, nicht wahr?
Berner: Nid ganz, für ids Fischermätteli tuets Bähnli lüte wie nes Tram, u vo Muri bis Worb pfyfft ds Tram wie nes Bähnli – es Trambähnli. So sy beidi zfride, die im Fischermätteli u die z Worb.
Bild: Markus Giger
Tourist: Ich würde gerne mit Ihnen weiterdiskutieren, aber hier kommt schon wieder mein Blaues. lch will es nicht verpassen ...
Berner: Haut, ja nid yschtyge, das isch nid ds blaue Bähnli!
Tourist: Aber es ist doch blau?
Berner: Ja schon, aber es ist kein Anna-Bähnli. Es isch hinger u vorne nid glych.
Tourist: Also wenn ein blaues Bähnli hinten und vorne nicht gleich ist, fährt es nicht nach Worb?
Berner: Nei, de fahrt’s nid nach Worb. Lueget doch, es isch ja mit Bümpliz agschribe – u de no auf Hochdeutsch.
Tourist: Wie schreibt man denn Bümpliz auf Schweizerdeutsch?
Berner: Mit P und Tz. Me seit Pümplitz u schrybt wäge de Dütsche Bümpliz. So wie me Chäsiz seit u Kehrsatz schrybt. I chönnt Euch no viu verzelle, aber itz isch Eues blaue Bähnli grad aacho u Dir söttet yschtyge.
Tourist: In dieses Bähnli werde ich bestimmt nicht «yschtyge». Ich bin nicht farbenblind. Dieses Bähnli ist ja nicht blau, sondern rot.
Berner: Schtimmt nid ganz, es gseht zwar rot us, aber es isch trotzdäm ds blaue Bähnli.
Tourist: Ihr Schweizer seid total übergeschnappt, dass bei Euch Rot Blau ist ... Aber ich geb’s auf. Ich will nun endlich nach Worb, ob rückwärts oder vorwärts, ob blau oder rot ...
Berner: Da chöit dir no lang warte.
Tourist: Wieso denn? Aber es ist wahr; es ist schon längere Zeit kein Bähnli mehr angekommen.
Berner: Das isch wöu itz Schtosszyt isch.
Tourist: Um Himmels willen; setzt man ausgerechnet in den Stosszeiten weniger Bähnli ein?
Berner: E aber nei, ir Schtosszyt setze mir meh Bähnli y!
Tourist: Warum kommt denn keines?
Berner: I dr Schtosszyt isch so mängs Tram u Bähnli unterwägs u aui uf dr glyche Schine, dass si nümme dürechöme u schtecke blybe.
Tourist: Und wie komme ich jetzt nach Worb?
Berner: Mit mir! Y gah itz i Hauptbahnhof ine, dert wo die internationale Züg fahre. Mir hey äbe uf jedes Problem e Antwort. Im Bahnof het’s no nes angersch Worbbähnli.
Tourist: Gott sei Dank! Wieder ein blaues, das rot ist?
Berner: Nei, es orangsches!
Marcel Dietler, gekürzte Fassung aus der Quartier-Zeitschrift QUAVIER
Und hier noch einmal das Original:
Das Blaue Bähnli gehört dem RBS - unterwegs ist es aber im Auftrag von Bernmobil, auf der Linie 6 zwischen Worb und Bern.
Kommentare
Super die nachfolge Geschichte vom blaue Tram/Bähnli, Danke
Henne kuhl :)! Danke für die witzige Geschichte und die Lacher :)!
SUPER ! Viel besser, als der Sch...... von so Manchem, der sich Comedian nennt....
einfach super