Fahrplanwechsel oder Fahrpläne wechseln?

Interview mit Adrian Vuilleumier, Teamleiter Bus, Worblaufen  
Adrian, was bedeutet ein Fahrplanwechsel für den Busbetrieb? 
Ein Fahrplanwechsel bedeutet zum einen Änderungen für die Kunden, aber auch für das Fahrpersonal. Eigentlich beginnt der Fahrplanwechsel bereits im Frühjahr. Dann werden die Planungen gemacht, und dann wird auch geprüft, ob es zusätzliche Busse und Chauffeure braucht. Das kann der Fall sein wenn z.B. eine Linie verlängert wird, wie dieses Jahr die Linie 41. Oder wenn die Linienführung angepasst wird, wie heuer auf den Linien 40 und 44. Neue Chauffeure erhalten bei uns eine Instruktion von 6 Wochen, bevor sie alleine fahren dürfen.  
Und ganz konkret? Wann geht es für euch im Busbüro los?
Ganz konkret beginnt der Fahrplanwechsel für uns bereits anfangs Dezember. Da beginnen wir mit dem Vorbereiten der Aushangfahrpläne und der neuen Dienstpläne. Dazu kommen die Anpassungen an allen unseren 42 Busse. Die technischen Systeme werden dort digital in der Nacht auf den Fahrplanwechsel angepasst. Jeder Bus hat aber noch Backups auf Papier: Das sind der graphische Fahrplan (Grafikbuch), der neue Liniennetzplan, die Codes für die Zielanzeige des Busses und die Anschlussliste mit den teilweise geänderten Anschlusszeiten und anderen Aufgaben, wie dem Aufschliessen eines Wartehäuschens auf der ersten Tour des Tages.
Ich teile mir das Ausrüsten der Busse mit einem anderen Teamleiter. Die Unterlagen kommen erst in der Nacht vor dem Fahrplanwechsel in die Busse. Nur die «Taschenfahrpläne» werden bereits eine Woche vorher in den Bussen ausgelegt, damit unsere Kunden ihren Fahrplan schon mitnehmen können.
Bushaltestelle, Fahrplan, Stele

Und wie kommen die neuen Fahrpläne an die Haltestellen?

Seit drei oder vier Jahren haben wir auf den Haltestellenfahrplänen kein Ablaufdatum mehr aufgedruckt. Früher stand noch «gültig bis» und «gültig ab». Jetzt steht nur noch «gültig ab». Das heisst, dass wir die Fahrpläne, auf denen sich nichts ändert, gar nicht auswechseln müssen. Allerdings laufen sie durch die UV-Bestrahlung und Wind und Wetter oft an, so dass wir einen Fahrplan nach spätestens zwei Jahren sowieso auswechseln müssen. Das Auswechseln der Fahrpläne beginnt in den Tagen vor dem Fahrplanwechsel: In einem 2er-Team fahren wir zu den Haltestellen, nehmen die alten Fahrpläne ab und hängen die neuen auf. Ausserdem wird der Zonenplan ausgewechselt, der sich dieses Jahr z.B. durch die Integration des zigzag in den Libero-Tarifverbund und durch die vielen neuen Linienführungen massiv ändert. Die alten Fahrpläne werden zuerst noch über die neuen Fahrpläne geklebt. In der Nacht vor dem Fahrplanwechsel fahren wir dann mit zwei Teams jede Haltestelle nochmals an und reissen die alten Fahrpläne ab.  

Da seid ihr dann die ganze Nacht beschäftigt?

Ja! Kein Wunder, bei über 200 Haltestellen! Auf den Linien, die samstags nicht fahren, können wir schon früher beginnen und je nachdem, wann der letzte Kurs auf den anderen Linien fährt, planen wir dann unsere Tour. Wir sind seit acht Jahren ein gut eingespieltes Team. Gerade im Gebiet Bucheggberg sind die Kurse sehr weitläufig. Hier in Worblaufen steht fast alle 300 m eine Haltestelle, im Bucheggberg aber fährst du teilweise 3 km zur nächsten.

Bis Sonntagmorgen um 5.00 Uhr, wenn die ersten Busse fahren, müssen alle Fahrpläne ausgewechselt sein. Wir fahren dann nach Hause und fallen ins Bett.

Bushaltestelle, Stele, Fahrplan

Nochmal zu den Bussen und den Chauffeuren: Woher weiss ein Chauffeur eigentlich, wo er langfahren muss?

Für die veränderten Fahrwege (wie dieses Jahr auf den Linien 41, 40 und 44) haben wir die neue Linienführung jeweils auf Video aufgenommen und mit jedem Chauffeur und jeder Chauffeurin in Worblaufen eine Schulung gemacht. Dazu bekommen alle noch ein Dossier mit den wichtigsten Änderungen. Wo er abbiegen muss, muss er also im Kopf haben. Wenn er am morgen früh in den Bus reinsitzt und den neuen Weg nicht kennt weiss, ist es zu spät.

Jeder Chauffeur aus Worblaufen fährt auf den Linien 33, 34, 36, 38, 40, 41, 43, 44, 46 und 47. Den Fahrplan jeder einzelnen Haltestelle kann und muss er nicht im Kopf haben. Wann er jeweils an welcher Haltestelle sein muss, gibt ihm unser System vor, bzw. der graphische Linienfahrplan als Backup.

Und am Montagmorgen ist der ganze Spuk vorbei?

Noch nicht ganz. Unsere Kundenlenker werden am Montagmorgen nach dem Fahrplanwechsel z.B. am Kappelisacker im Einsatz stehen und den Fahrgästen helfen, sich zurecht zu finden. Der 41er-Bus fährt dort neu nämlich nach Zollikofen weiter, statt wie bisher zurück in die Papiermühle. Das heisst, wer in die Papiermühle will, sollte an der gewohnten Haltestelle nur noch den 40er-Bus nehmen, oder an der Haltestelle gegenüber in die Busse der Linie 41 einsteigen.

Und dann: Nach dem Fahrplanwechsel ist vor dem Fahrplanwechsel. Es geht also schon bald wieder weiter mit den Planungen.  

Könnte man die Fahrpläne nicht einfach digital machen?

Das Postauto testet seit Mitte Jahr digitale Fahrpläne. Für das weitverzweigte Postautonetz kann das sicher eine Option sein. Für unser Netz ist das momentan aber noch viel zu teuer.

 

Merci für das Gespräch.

Bushaltestelle, Schild, Fahrplan
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