Zum Schlummern tippen - Was passiert, wenn eine Lokführerin oder ein Lokführer verschläft?
Tom ist Lokführer. Und Tom erfinden wir jetzt mal. Denn wirklich angenehm ist diese Situation für ihn nicht: Tom hat heute Morgen verschlafen. Das passiert ihm sonst nie! Ist wirklich das erste Mal (sagt er und wir glauben ihm). Und er ist untröstlich, aber das weiss er noch nicht, denn jetzt ist es 4.30 Uhr und Tom schläft seelenruhig den Schlaf der gerechten Lokführer. Im Depot 3 in Worblaufen steht seine Seconda Be 4/12 65 und erwartet ihn nach einer kurzen Nacht. Tom würde heute Frühschicht fahren und sollte laut Dienstplan bereits um 4.50 Uhr mit seinem Zug aus dem Depot Richtung Bern unterwegs sein. Doch Tom schläft.
Und jetzt – wer übernimmt?
Was passiert jetzt? Und wer merkt, dass Tom nicht da ist, bevor unsere Fahrgäste vergeblich auf ihren Zug warten müssen? Jeden Abend gibt die Disposition an jeden der drei Depot-Standorte in Worblaufen, Worb und Solothurn eine Meldeliste heraus. Darauf ist vermerkt, welcher Lokführer oder welche Lokführerin am Folgetag welchen Dienst mit welchem Fahrzeug fahren muss. So können die Depotmitarbeitenden bereits am Abend die Züge in der richtigen Reihenfolge im Depot dem richtigen Gleis zuordnen. Denn Überholen ist für Züge ziemlich kompliziert. Jeder auf dieser Meldeliste muss sich am Morgen bei der Betriebsleitzentrale Worblaufen melden. Hier steht Phillipp bereits seit 4.40 Uhr an den Knöpfen und bereitet alles für den Morgenansturm vor. Als er merkt, dass Tom es versäumt hat sich zu melden, versucht er, ihn telefonisch zu erreichen. Doch Toms Natel schlummert, wie Tom selber, gemütlich weiter. Als Phillip Tom nicht erreicht, bietet er den Bereitschaftsdienst auf. Den übernimmt heute Stefan. Er steht ab 05.00 Uhr genau für diese Fälle im Personalzimmer bereit. Wenn er keinen Dienst übernehmen muss, hilft er aus bei Manövern, beim Bereitstellen der Züge und was sonst noch so ansteht. Da Toms Zug aber bereits um 4.50 Uhr aus dem Depot fahren muss, um rechtzeitig in Bern zu sein, übernimmt nun Pesche diese Fahrt; dafür übernimmt Stefan die Fahrt von Pesche ab 5.10 Uhr. Das funktioniert, weil jede Lokführerin und jeder Lokführer jede Strecke beim RBS fahren kann.
Das macht also die Disposition
Jetzt kommt die Disposition ins Spiel. Sie ist in der Regel ab 07.00 Uhr besetzt. Der Disponent sorgt u.a. dafür, dass die Lokführerinnen und Lokführer ihre gesetzlichen Arbeits- und Ruhezeiten einhalten können. Glücklicherweise ist Tom mittlerweile aufgewacht und ruft etwas zerknirscht bei der Disposition an. Sie informieren ihn, dass Pesche und Stefan für ihn eingesprungen sind. Das weitere Vorgehen wird dann situativ durch die Dispokollegen geregelt. In diesem Fall kann Tom seinen Dienst später antreten und das Mandarinli von Stefan übernehmen. Stefan steht dann wieder als Bereitschaftsdienst zur Verfügung. Die Dispo sorgt dafür, dass die Ruhezeiten für den Folgetag eingehalten werden und korrigiert die geänderten Arbeitszeiten im Planungs- und Abrechnungssystem.
Mindestfahrpraxis
Falls einmal mehrere Lokführer/-innen gleichzeitig krank werden sollten, können beim RBS auch diverse Mitarbeitende aus der Disposition, dem Kontrolldienst, der Werkstatt und aus weiteren Abteilungen einspringen. Neben ihren regulären Jobs sind sie nämlich regelmässig als Lokführerin oder Lokführer im Einsatz, um die vorgeschriebene Mindestfahrpraxis pro Jahr zu halten. Und ungefähr derselbe Prozess gilt auch für das Bus-Personal des RBS. Als Fahrgast merkt man im Normalfall also nicht,wenn ein RBS-Lokführer oder eine –Buschauffeurin verschläft.
Und bei Euch? Arbeitet Ihr auch in einem Beruf, in dem ein pünktlicher Arbeitsbeginn absolut entscheidend ist? Oder geniesst Ihr Eure Gleitzeit?