Der Bus im Stau
Leider kommt es während den Stosszeiten infolge des dichten Verkehrs oftmals zu Verspätungen unserer Buslinien. Dies führt bei den Fahrgästen verständlicherweise zu Unmut. Vor allem im Raum Wankdorf und zwischen Worblaufen und Zollikofen gerät der Verkehrsfluss während den Spitzenzeiten zwischen halb fünf abends bis nach 18 Uhr überdurchschnittlich oft ins Stocken. Stark betroffen davon sind die Buslinien 36, 40, 41 und 44. Auch für unser Fahrpersonal ist der dichte Verkehr ein Stressfaktor. Denn sie können in der Regel gar keinen Einfluss darauf nehmen.
Zusätzlicher Bus oder unterschiedlicher Fahrplan während den Spitzenzeiten?
Abhilfe schaffen könnte ein zusätzlicher Bus auf den betroffenen Linien, denkt man. Doch so einfach ist das leider nicht. „Die RBS-Betriebsleitstelle in Worblaufen entscheidet situationsbedingt welche Massnahmen im Ereignisfall zu treffen sind. Allgemeingültige Patentrezepte zur Eliminierung der Verspätungen gibt es aber häufig nicht“, erklärt RBS-Verkehrsplaner Roman Zürcher. „Man kann nicht einfach einen zusätzlichen Bus in den Stau stellen. Das löst das Problem nicht.“ Auch ein vorzeitiges Wenden der Busse oder eine Linientrennung stellt nicht immer die ideale Lösung dar. „Verspätungen können dadurch zwar aufgeholt werden, doch darunter leidet auch der Komfort für die betroffenen Fahrgäste. Diese müssten in diesen Fällen umsteigen und erleiden dadurch zusätzliche Verspätungen. Immer wieder diskutiert wird auch über einen tageszeitabhängigen Fahrplan mit unterschiedlichen Fahrzeiten während der Haupt- und Nebenverkehrszeit. „Dies ist jedoch nur bei Linien mit hohen Taktfrequenzen sinnvoll, bei denen der Fahrgast in der Regel nicht den Fahrplan konsultieren muss.Wir fahren meist im 15- oder 30-Minutentakt und bei diesen Linien muss Wert auf eine gute Merkbarkeit der Abfahrtszeiten gelegt werden. Ausserdem haben die meisten Linien eine wichtige Funktion als Bahnzubringer. Da die Bahn nach einem starren Taktfahrplan fährt, sind automatisch enge Grenzen bei einem tageszeitabhängigen Fahrplan gesetzt.“, sagt Zürcher.
Wie funktioniert die Priorisierung?
Lichtsignalanlagen sind heute mit Systemen ausgestattet, die eine sogenannte Priorisierung zwischen den Bussen, Trams und dem Privatverkehr vornehmen können. „Wenn ein Bus auf eine entsprechend programmierte Lichtsignalanlage zufährt, sendet er ein Anmeldesignal aus. Die Ampelanlage verarbeitet dieses Signal und gibt der Busfahrspur sobald als möglich grün“, erläutert Zürcher. Dadurch können die Verlustzeiten für den Bus minimiert werden. Sobald der Bus die Anlage überfahren habe, werde erneut ein Signal ausgesendet, wodurch die Anlage wieder in den Normalbetrieb zurückfalle.Komplizierter wird es aber, wenn ein zweiter Bus oder ein Tram anfährt. Dann muss die Anlage entscheiden, welches Fahrzeug Vorrang hat.“ In der Verkehrssteuerung wird nicht automatisch der öffentliche Verkehr bevorzugt. Die höchste Priorität liegt indes bei den Autobahnausfahrten, wie z.B. beim Autobahnanschluss Wankdorf „Wenn im Bereich der Autobahnausfahrten zu Rückstaus auf die Autobahn kommt, kann dies zu schweren Unfällen führen. Deshalb werden bei hohem Verkehrsaufkommen in der Regel die Autobahnausfahrten priorisiert, was Einfluss auf das Stadtstrassennetz hat und mitunter ein Grund für die Verspätungen im Raum Wankdorf ist.“, betont Zürcher.Doch bei dichtem Verkehr ist auch das Prioritäten-System am Anschlag. Denn: „Der Bus muss zuerst einen gewissen Punkt vor der Lichtsignalanlage erreichen, bevor er das Signal aussenden kann“, sagt André Huguenin, der Leiter unseres Fahrdienstes. „Erst wenn der Bus dort ankommt, kann die Signalanlage diesem die Priorität gewähren.“
Wie nehmen unsere Chauffeure den dichten Verkehr wahr?
„Für die dienstjüngeren Chauffeure, die noch nicht so Routine aufweisen, ist es natürlich schwieriger im Stau zu fahren, da sie noch weniger mit der Situation umgehen können“, erläutert Huguenin. Dienstältere Chauffeure könnten oft gelassener damit umgehen. „Man muss sich ins Bewusstsein reden, dass man nichts dagegen machen kann. Der Fahrplan ist ein Vertrag mit dem Fahrgast, den wir in solchen Situationen aber leider nicht einhalten können.“
Fazit: Kein Allheilmittel
„Aus betrieblicher Sicht sind uns in Stausituationen oft die Hände gebunden“, sagt Zürcher. Eine weitere Schwierigkeit sei, dass die Verkehrssituation auch sehr von Veranstaltungen abhängig ist. „Es gibt beispielsweise Events auf dem BEA-Gelände oder Fussballspiele im Stade de Suisse. Das sind Situationen, wo Verkehrszusammenbrüche vorprogrammiert sind und wir keinen Einfluss nehmen können.“ Gerade die Nähe zur Autobahn sei eine Knacknuss. Wenn es dort zu einem Unfall komme, wirke sich dies sofort auf den umliegenden Strassenverkehr aus. „Solche Situationen machen uns das Leben schwer. Hier gibt es auch kein Allheilmittel. Ob mit dem Auto oder mit dem Bus; wenn man im Stau ist, gibt es kein Weiterkommen.
Ein Vorschlag des Kanton Bern anlässlich des 15. Berner Verkehrstag: