Lokführer beim RBS
19. Juni 2015
Interview mit Sandro Meli, Lokführer beim RBS
Sandro, wie bist du zum RBS gekommen?
Ich habe schon mehrere Sachen gemacht. Nach der Matur habe ich Wirtschaft und später Sekundarlehrer studiert. Von dort bin ich durch Zufall ins Radio gerutscht und war dann sieben Jahre bei Capital FM (heute Radio Bern1). Dann bekamen wir unser erstes Kind. Und nach sieben Jahren bei einem Lokalradio muss man sich sowieso überlegen, wie es weitergeht. Die Möglichkeiten waren, entweder ich bleibe im Radio-Business oder ich mache etwas völlig anderes. Als ich dann einen Beitrag über den RBS machte, war mir das Unternehmen sehr sympathisch. Und da ich immer am ÖV interessiert war, habe ich mich neben anderen Radiostationen auch hier als Lokführeranwärter beworben. Als dann der RBS zusagte, war mir klar, jetzt mache ich also was völlig anderes. Das war vor zwei Jahren. Dann habe ich die Ausbildung gemacht und seitdem sitze ich beim RBS im Führerstand.
Was hat dich am Lokführersein gereizt?
Das war ein grosser Wechsel. Allerdings ist auch meine Persönlichkeit vielleicht etwas gespalten. Einerseits bin ich sehr gesellig, andererseits habe ich auch eine stille und ruhige Seite. Und die gesellige Seite stand beim Radio sehr im Vordergrund. Da gehst du an Konzerte und Partys und alles Mögliche. Beim RBS ist die Arbeit sehr strukturiert. Gerade wenn du eine Familie hast, ist das sehr wertvoll. Du weisst, wann du Feierabend hast, du hast keine Überzeit. Es ist alles sehr planbar. In vielen Bereichen ist es der komplette Gegensatz, aber meiner Lebenssituation jetzt sehr entsprechend. Es gab also mehrere Gründe. Natürlich auch finanzielle. Beim Radio wird man nicht reich und ich wollte immer in der Region bleiben, da gibt es nicht viele Optionen.
Ist es so, wie du es dir vorgestellt hast?
Ja. Wenn du schon mehrere Sachen im Leben gemacht hast, dann fängst du an zu vergleichen. Und so wie es jetzt ist, da stimmt es für mich. Natürlich ist es nicht superspektakulär, aber eben verlässlich. Was sehr praktisch ist, gerade mit kleinen Kindern: Ich kann öfters das Mittagessen zu Hause geniessen. Da habe ich sehr viel Zeit für die Kinder und gehe dann Arbeiten, wenn sie schlafen. Das schätze ich sehr.
Wie sieht so ein Lokführer-Familienvater-Tag aus?
Ich habe eigentlich drei Arten von Tagen. Das eine ist die Frühschicht, da bist du nach dem Mittag, so um zwei Uhr dann mal fertig. Dann gibt es die Spätschicht, die um vier beginnt und bis ca. ein Uhr nachts geht. Und dann noch das zwischendrin, oft mit einer langen Pause in der Mitte. Für mich ist das Beste eigentlich die Frühschicht. Da kann ich „vor“ der Familie arbeiten und bin schon gegen drei Uhr zu Hause und habe dann Zeit. Spät ist etwas schwieriger, da ich dann vorher mit meiner Familie unterwegs bin und das macht natürlich müde. Und dann bis nachts um eins nicht müde zu werden, ist schwierig. Da gehe ich meist vor dem Dienst noch eine Stunde schlafen. Und bei allen anderen Schichten passe ich mich dann an. Meine Frau arbeitet ebenfalls im Schichtdienst. Da ist vor allem der Jahreseinteilung ein grosses Plus, weil die Betreuung planbar wird.
Wie bekommt ihr genug Schlaf?
Wir haben aus dem Grund getrennte Schlafzimmer. Das haben wir abgemacht, als ich die Stelle angetreten habe. Der, der arbeitet, schläft im separaten Zimmer. Denn Müdigkeit ist als Lokführer alles andere als optimal, das war uns klar von Anfang an.
Was machst du, um unterwegs nicht abgelenkt zu werden? Hast du da Strategien?
Für mich ist klar, dass ich mir relativ viele Sicherheiten einbaue. Also schaue ich das Signal immer zweimal an. Oder ich lege den Fahrschalter immer in die Neutralstellung, dass ich nicht unabsichtlich abfahren kann. Und selber überlege ich immer, ob ich meine Gedanken da habe, wo sie sein sollen. Heute z.B. fuhr ein Lastwagen neben der Strecke über einen Kiesweg. Es gab eine riesige Staubwolke und da sind meine Gedanken dann schon bei der Staubwolke. Das war jetzt nicht gefährlich, zeigt aber, wie schnell man sich ablenken lässt. Und da musst halt es jedes Mal merken und dich wieder zurückholen.
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